Anatomie und Funktion der Hände
Die Hand besteht aus mehr als nur fünf Fingern. Hier erfahren Sie etwas über ihre komplexe Anatomie – und welche speziellen Ärzte die Funktion der Hand nach Erkrankungen oder Verletzungen wiederherstellen.
Die Hände des Menschen sind faszinierend. Sie können schwere Dinge heben, fest zugreifen oder ganz präzise einen Stift übers Papier führen. Sie können tasten, streicheln, sich wütend zur Faust ballen – oder in Windeseile über die Tastatur eines Klaviers fliegen. Diese beeindruckende Fingerfertigkeit ermöglichen zahlreiche Knochen, Muskeln und Gelenke, die fein aufeinander abgestimmt sind.
So beeindruckend die Beweglichkeit der Hand ist, so komplex ist ihre Anatomie. Wie beim Fuß unterteilt man die knöchernen Abschnitte der Hand in drei verschiedene Abschnitte: die Handwurzel (Carpus), die Mittelhand (Metacarpus) und die Finger (Digiti manus). Acht kleine Knochen bilden die Handwurzel. Vier von ihnen – sie heißen Kahnbein, Mondbein, Erbsenbein und Dreieckbein – gehören zu dem Teil des Handgelenks, das die Hand mit den beiden Unterarmknochen verbindet. Die anderen vier Handwurzelknochen heißen Großes und Kleines Vielecksbein, Kopfbein und Hakenbein und befinden sich in Richtung Mittelhand.
Die Mittelhand, welche den Handteller bildet, besteht aus fünf länglichen Knochen, an die sich am Grundgelenk jeweils ein Finger anschließt. Straffe Bänder zwischen den fünf Knochen wölben die Mittelhand leicht nach oben – ähnlich wie das Quergewölbe den Fuß hohl formt. Ist die Hand zur Faust geballt, stehen die Enden der vier Mittelhandknochen für Zeige-, Mittel-, Ring- und kleinem Finger sichtbar als Handknöchel hervor.
Während der Daumen eine Sonderrolle spielt und aus zwei Gliedern mit je einem Gelenk besteht, haben alle anderen Finger drei Glieder, also auch drei Gelenke: das Fingergrundgelenk, das am Übergang zur Mittelhand als Fingerknöchel tastbar ist, das Fingermittelgelenk und das Fingerendgelenk vor dem letzten Glied mit dem Nagel. Der Daumen verfügt nur über das Grund- und das Endgelenk. Insgesamt bestehen die Finger einer Hand aus 14 Knochen. Der obere Teil der Hand heißt „Handrücken“, der untere „Handfläche“. Durch Drehung des Unterarmes, lässt sich die Handfläche nach oben drehen.
Die Muskeln, welche die Finger bewegen, befinden sich zum großen Teil nicht in der Hand. Sie sitzen im Unterarm und erreichen die Fingergelenke über lange Sehnen. Trotzdem besitzt die Hand Muskeln. Sie arbeiten im Handteller, im Kleinfingerballen und im Daumenballen und ermöglichen beispielsweise Greifbewegungen. Bildet man eine feste Faust, sind die Muskeln von Handteller und -ballen ebenso im Einsatz wie jene im Unterarm, die die Finger krümmen.
Die Funktion der Hand
In jeder menschlichen Hand stecken 27 Knochen, 36 Gelenke und 39 Muskeln, zudem zahlreiche straffe Bänder und Sehnen. Dieser komplexe Aufbau ermöglicht die wohl wichtigste Funktion der menschlichen Hand: das Greifen. Entscheidend dafür ist der Daumen. Er kann den anderen Fingern derselben Hand gegenüber gestellt werden und mit jedem von ihnen eine Art Zange formen. Ohne den Daumen wäre präzises Greifen deutlich schwieriger. Das liegt auch daran, dass die Fingerkuppen besonders gut tasten können, die Seiten der Finger jedoch weniger.
Die Hand ist nicht nur ein Greifwerkzeug, sondern zusätzlich eine Art Sinnesorgan. In den Fingerbeeren befinden sich zahlreiche sogenannte Tastkörperchen. Sie lassen die Haut darüber mehr empfinden als an anderen Stellen des Körpers. Auf Lateinisch heißt Hand „Manus“, wovon sich Worte wie „manuell“ oder „Manuskript“ ableiten.
Schmerzen und Erkrankungen
Wie unverzichtbar die Hände im Alltag sind, stellt sich oft erst heraus, wenn sie nicht mehr voll einsatzfähig sind. Hände bedienen Maschinen, schließen Türen, hantieren in der Küche und fangen den Körper bei Stürzen auf – diese vielfältige Einsatzbereitschaft macht sie besonders anfällig für Verletzungen. So sei der Handgelenksbruch, in der Fachsprache „distale Radiusfraktur“ beispielhaft genannt, der häufigste Knochenbruch beim Menschen. Er entsteht oft bei jungen Männern, die sich beim Sport verletzen, oder bei älteren Frauen, die stürzen. Typische Handverletzungen sind außerdem Verrenkungen (Luxationen) der Fingergelenke und Brüche (Frakturen) der Fingerknochen.
Schmerzen in der Hand müssen nicht immer die Folge eines Unfalls sein. Auch eine Erkrankung kann zugrunde liegen. Zum Beispiel kann eine rheumatische Erkrankung zu einer Entzündung der Gelenke führen. Oder die Gelenke der Hand sind aufgrund von Arthrose, dem gefürchteten Gelenkverschleiß, entzündet oder versteifen und bereiten Schmerzen. Ebenso verändert die Stoffwechselerkrankung Gicht die Fingergelenke schmerzhaft. Zu Missempfindungen und Taubheitsgefühl in der Hand führt das sogenannte Karpaltunnelsyndrom. Es entsteht, wenn der Mittelarmnerv, der von der Achsel bis in die Hand verläuft, im Bereich der Handwurzel eingeklemmt wird. Häufig sind davon Frauen betroffen.
Operationen an der Hand
Ist eine Operation erforderlich, um die Funktion der Hand nach einer Verletzung oder Erkrankung wiederherzustellen, sollte den Eingriff ein erfahrener Handchirurg vornehmen. Hand-Operationen sind aufgrund der komplexen Anatomie der Hände sehr aufwendig und sollten immer von Spezialisten durchgeführt werden. Ein Handchirurg ist ein Chirurg, Plastischer Chirurg oder Orthopäde mit einer dreijährigen Zusatzausbildung speziell für die Behandlung von Händen.