Knorpelschaden im Kniegelenk
Ein fortgeschrittener Knorpelschaden kann zu einer Arthrose, einem Gelenkverschleiß im Knie führen. Bei einer frühzeitigen Diagnose eines Knorpelschadens können Maßnahmen zur Regeneration eingeleitet werden. Wie wird ein Knorpelschaden festgestellt, wie sieht die Behandlung und die Nachsorge aus?
Was ist ein Knorpelschaden?
Damit nicht raue Knochen innerhalb der Gelenke aufeinander reiben, sind diese Kontaktflächen mit einer Gleitschicht, dem ca. 3-6 mm dicken Knorpelgewebe überzogen. Aufgabe dieser Gleitschicht ist die Reduktion von Reibung (vergleichbar mit einer Schlittenkufe auf Eis) sowie die Absorption von Stoßkräften beim Laufen. Voraussetzung dieser besonderen mechanischen Eigenschaften ist eine intakte, geschlossene Knorpelfläche.
Die alltägliche Belastung unserer Gelenke stellt den menschlichen Körper vor große Herausforderungen. Bereits kleine Knorpelschäden führen zu Änderungen der mechanischen Eigenschaften der Knorpelschicht. Diese begünstigt durch eine geminderte Funktion das Voranschreiten von Knorpelschäden, auch Chondropatie bezeichnet.
Je nach Ausmaß und begleitenden Risikofaktoren kann dieser Prozess zu einer Entstehung eines manifesten Gelenkverschleißes, einer Arthrose, führen. Bei frühzeitiger Erkennung des Knorpelschadens können noch regnerative Maßnahmen eingeleitet werden.
Welche Beschwerden treten bei einem Knorpelschaden auf?
Die Knorpelschicht ist schmerzunempfindlich. Da der menschliche Körper nicht in der Lage ist Knorpelgewebe selbstständig zu regenerieren, werden Verletzungen häufig erst wahrgenommen, wenn die Knorpelschicht vollständig zerstört ist. In aller Regel lösen jedoch die verursachenden Prozesse selbst Schmerzen aus.
Mögliche Symptome einer Knorpelschädigung:
- unbestimmtes Druckgefühl an den betroffenen Gelenken im frühen Stadium
- Schmerzen, zunächst bei Bewegung, später auch in Ruhe bei fortschreitender Schädigung
- Schmerzen die zu Bewegungseinschränkungen führen
Oftmals tritt der sogenannte Anlaufschmerz auf. Vor allem an Anfang einer Tätigkeit verspüren Patienten Schmerzen, beispielsweise nach längerem Sitzen oder Stehen. Die Schmerzen nehmen bei fortgesetzter Belastung dann wieder ab.
Wie läuft die Untersuchung/Diagnostik ab?
Zu Beginn der Untersuchung steht ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch, die Anamnese. Der Arzt klärt den Ort und die Art der Schmerzen ab. Es folgt eine körperliche Untersuchung. Für die weitere Diagnostik ist ein bildgebendes Verfahren notwendig.
Kernspintomographie/MRT
Mit Hilfe eines MRTs lässt sich die betroffene Knorpelschicht genauer betrachten. Weitere eventuelle Schäden werden sichtbar gemacht und können entsprechend behandelt werden.
Die Diagnostik sieht eine Einteilung in vier Schweregrade vor:
- Stadium 1: leichte oberflächliche Auffaserung
- Stadium 2: halbschichtige Einrisse und breite Oberflächenauffaserungen
- Stadium 3: tiefer, bis zum Knochen reichender Defekt mit starker Auffaserung, mechanisch nicht mehr tragfähig
- Stadium 4: freiliegender Knochen
Die Ursachen für Knorpelschäden sind vielschichtig. Neben mechanischen Ursachen wie Überbelastung bei Unfällen, schwere Gelenkverdrehungen, Übergewicht, O-Bein, X-Bein, Kreuzbandinstabilitäten, Meniskusschäden sind es auch Stoffwechselfaktoren wie Gicht, Rheuma, Verkalkungen oder Durchblutungsstörungen, welche als Risikofaktoren für Knorpelschäden gelten. Deshalb hat die Erkennung und ggf. begleitende Behandlung dieser Risikofaktoren einen großen Stellenwert in der Diagnostik und Therapie von Knorpelschäden.
Welche konservativen Therapiemöglichkeiten gibt es bei einem Knorpelschaden?
Eine konservative Behandlung ist möglich, wenn der Knorpelschaden noch nicht weit vorangeschritten ist und erst am Beginn steht. Auch wenn Patienten zu einer Risikogruppe gehören oder Begleiterkrankungen haben, die einen operativen Eingriff nicht zulassen, wird ein konservatives Vorgehen gewählt.
Konservative Therapiemöglichkeiten bei Gelenkknorpelschäden sind Gewichtsabnahmen, die Änderung des Lebensstils, wie beispielsweise der sportlichen Aktivitäten, Nahrungsergänzungsmittel sowie orale und intraartikuläre Medikation. Spezielle Medikamente wirken Entzündungen entgegen und lindern die.
Eine weitere Möglichkeit ist die Physiotherapie. Durch bestimmte Übungen lassen sich muskuläre Defizite ausgleichen und Fehlstellungen und Fehlbelastungen der Gelenke korrigieren.
Welche operativen Therapiemöglichkeiten gibt es bei einem Knorpelschaden?
Eine operative Therapie wird bei bereits fortgeschrittenen Knorpelschäden, insbesondere bei jüngeren Patienten und Patienten mit einem hohen Aktivitätslevel, die auf eine hohe Funktionalität des Knorpels angewiesen sind, gewählt.
Der Operateur bringt im Rahmen einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) durch kleine Hautschnitte über dem betroffenen Gelenk eine Kamera sowie spezielle Instrumente in das Gelenk ein. In den meisten Fällen können dann im Bereich des Knie- und teilweise auch Sprunggelenkes direkt die Therapiemöglichkeiten durchgeführt werden:
Knorpelspülung und Knorpelgättung
Durch diesen Vorgang werden frei im Gelenk liegende Knorpelanteile, die häufig zu einem entzündlichen Reiz des Gelenkes führen, aus dem Gelenk herausgespült. Die Knorpelglättung erfolgt in gleicher Sitzung. Dieses Verfahren wird in aller Regel nicht mehr angewendet, da die konservative Therapie zu denselben Ergebnissen führt.
Mikrofrakturierung/AMIC
Bei dieser OP-Technik werden in einem arthroskopischen Eingriff Blutgefäße der oberen Knochenschicht eröffnet. Es kommt daraufhin zur Einschwemmung von Blutzellen (Stammzellen), die die Knorpelregeneration vorantreiben und den Heilungsprozess fördern. Häufig wird dieses Verfahren bei kleineren Knorpelschäden angewandt. Eine Weiterentwicklung dieses Verfahrens stellt die autologe matrixinduzierte Chondrogenese (AMIC) dar. Dabei wird im Anschluss an die Mikrofrakturierung eine zusätzliche Membran auf den Knorpeldefekt aufgebracht, um die einschwemmenden Blutzellen an Ort und Stelle zu halten und die anschließende Knorpelregeneration zu begünstigen.
Knorpeltransplantation/OATS-Verfahren
Insbesondere bei jüngeren und sportlich aktiven Patienten mit lokal umschriebenem Knorpelschaden besteht die Möglichkeit einer körpereigenen Knochen-Knorpeltransplantation, dem sogenannten OATS Verfahren (Osteochondral Autograft Transfer System). Dabei werden dem Patienten aus nicht belasteten Gelenkabschnitten mit speziellen Instrumenten Knorpel-Knochen-Zylinder entnommen, die die Operateure dann in den Knorpelschaden einbringen.
Knorpeltransplantation/ACT
Ein neueres Behandlungsverfahren, insbesondere bei größeren Knorpelschäden ist die ACT (Autologe Chondrocyten Transplantation). Dabei handelt es sich ebenfalls um eine Knorpeltransplantation. Die Ärzte nehmen aus dem betroffenen Gelenk unbeschädigte Knorpelstücke. Diese werden außerhalb des Körpers angezüchtet und vermehrt. In einer zweiten Operation wird das gezüchtete Knorpelmaterial an die defekte Stelle des Gelenkes eingebracht.
Wie sieht die Nachsorge aus?
Je nach Ausmaß des Knorpelschadens und der gewählten Operationsmethode sind bis zu 10 Wochen Teilbelastung an Unterarmgehstützen notwendig. Hierbei ist eine „Abrollbewegung“ des Fußes gestattet. Um postoperativ ein falsches Gangbild zu vermeiden erfolgen während des stationären Aufenthaltes entsprechende Demonstrationen und Übungen mit Hilfe der Physiotherapie.
Die folgenden zwei bis vier Wochen kann eine zunehmende Belastung erfolgen, nach wie vor an zwei Gehstützen. Das Autofahren ist in dieser Phase oftmals nur eingeschränkt möglich. In der Zeit der Entlastung steht die Bewegung des operierten Gelenkes im Vordergrund der Nachbehandlung. Dabei hilft eine Motor-Bewegungsschiene, die mehrmals am Tag für mindestens 30 Minuten genutzt werden sollte.
Wenn während der Wiederaufnahme der Belastung nach etwa 8 bis 10 Wochen das Gelenk mit Schwellung und Schmerzen reagiert, wird eine weitere Nachbehandlung individuell festgelegt. In einigen Fällen tritt eine spürbare Beschwerdebesserung erst nach drei bis sechs Monaten ein.