Das künstliche Kniegelenk
Auf dem Gebiet der Endoprothetik hat die Wissenschaft und damit auch die praktische Arbeit im Operationssaal und auf der Station in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Mit künstlichen Kniegelenken werden heute fast ebenso gute Ergebnisse erzielt wie mit künstlichen Hüftgelenken. Sie stellen die Schmerzfreiheit, Geh- und Bewegungsfähigkeit des Patienten wieder zuverlässig her. „Standzeiten“ von über 20 Jahren sind keine Seltenheit mehr. Zusätzlich garantieren moderne Operations- und Narkosemethoden schmerz- und risikoarme Eingriffe sowie eine kurze Rehabilitationszeit.
Der Einsatz eines künstlichen Kniegelenks ist am Deutschen Zentrum für Orthopädie ein nach modernsten Standards ausgeführter und auf den Patienten individuell abgestimmter Eingriff.
Die Fallzahl von über 1000 Implantationen von Knieprothesen pro Jahr spricht für eine hohe Expertise und Erfahrung und ist außergewöhnlich in ganz Deutschland. Außerdem sind wir „Offizielles Kniezentrum der Deutschen Kniegesellschaft“.
Die Ärzte am Deutschen Zentrum für Orthopädie informieren die Patienten umfassend und kompetent über Vorbereitung, Ablauf und Nachbetreuung der Operation. So werden keine falschen Erwartungen erweckt und die Patienten können sicher sein, dass sie optimal und nach neusten Erkenntnissen der Wissenschaft versorgt werden.
Vorbereitung auf die Implantation einer Knieprothese
Vor der Operation führen die Ärzte bei jedem Patienten eine eingehende körperliche Untersuchung durch. Dabei stellen sie fest, ob etwaige internistische Begleiterkrankungen bestehen, wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Probleme, Infektion der Harnwege oder Bluthochdruck.
Da es sich bei der Implantation einer Knieprothese um einen elektiven Eingriff, also um einen vom Zeitpunkt her frei wählbaren Eingriff, handelt, werden die Patienten am Deutschen Zentrum für Orthopädie nur unter optimalen Bedingungen operiert. Durch ein umfangreiches präoperatives Patientenscreening sorgen die Spezialisten dafür, dass der Eingriff so reibungslos und sicher wie möglich verläuft.
Diese Voruntersuchungen bilden darüber hinaus die Grundlage für das Gespräch mit dem Narkosearzt (Anästhesisten). Dieser erarbeitet im Vorfeld gemeinsam mit dem Patienten ein individuelles Anästhesiekonzept, abgestimmt auf dessen Gesundheitszustand und etwaige Vorerkrankungen. Dabei arbeiten die Narkoseärzte intensiv mit den Operateuren zusammen. Denn gerade bei orthopädischen Eingriffen verkürzt ein optimales Betäubungsverfahren die Erholungszeit des Patienten.
Implantation einer Knieprothese: Planung und Navigation mit Computer
Je nach vorausgegangenem Schädigungsgrad und Fehlstellung des Kniegelenkes kommen heutzutage verschiedene gelenkerhaltende (korrigierende Knochenumstellungen des Ober- oder/und Unterschenkelknochens) und gelenkersetzende (Teil- oder Vollprothesen) Verfahren zum Einsatz.
Alle Eingriffe am Kniegelenk werden am Deutschen Zentrum für Orthopädie vor der Operation am Computer geplant und können zusätzlich mittels eines intraoperativen Navigationssystems durchgeführt werden. Mittels der Navigation hat der Operateur die Möglichkeit, während der Operation die Fehlstellung der Beinachse optimal zu korrigieren oder die Prothese anhand von verschiedenen, ausgemessenen Landmarken optimal zu platzieren und so ein noch genaueres Operationsergebnis zu erzielen.
Die Studien und Auswertungen der vergangenen Jahre zeigen aber, dass die Patientenzufriedenheit gleich hoch ist, egal ob die Prothese mit Computerunterstützung oder ohne eingesetzt wurde. Die Ärzte klären den Patienten ausführlich über die verschiedenen Operationsverfahren und Systeme auf und empfehlen ihm so eine optimale, auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmte operative Therapie.
Verschiedene Typen von Knieendoprothesen
Mediale oder laterale Schlittenprothese
Wenn nur eine Seite/ein Teil des Gelenks beschädigt ist und alle Kniegelenksbänder noch erhalten sind, wird nur auf der Innen- oder Außenseite des Kniegelenkes eine Teilprothese (Schlittenendeprothese, unikondyläre Endoprothese) implantiert. Der Vorteil: Die gesunden Bereiche des Knies und auch die Kreuzbänder bleiben erhalten und der Patient bemerkt in der Regel diese Form der Prothese nicht. In wenigen Fällen einer isolierten Arthrose der Kniescheibe (Patella) und des Gleitlagers (Trochlea) kann auch nur der Knorpel zwischen Kniescheibe und Oberschenkel (Femur) ersetzt werden (Gleitlagerersatzprothese mit Kniescheibenrückflächenersatzprothese). Die Nachbehandlung dauert in der Regel 6-8 Wochen an UAGS unter einer Teilbelastung des operierten Beines.
Oberflächenersatzprothese
Ist das gesamte Kniegelenk erkrankt, wird eine bicondyläre Oberflächenprothese verwendet. Dabei ersetzen die Operateure die gesamte Oberfläche des Kniegelenkes am Ober- und Unterschenkelknochen. Die Seitenbänder müssen intakt sein und werden geschont. Je nach Funktionsfähigkeit und Stabilität des hinteren Kreuzbandes können das hintere Kreuzband erhaltende (CR) oder das hintere Kreuzband ersetzende (PS) Prothesen eingesetzt werden. Die Kniescheibe bleibt erhalten, nur die Rückfläche kann bei Bedarf ersetzt werden.
Teilgekoppelte und Vollgekoppelte Endoprothesen
Bei Instabilität der Seitenbänder kommen Prothesen mit verschiedenen Varianten der Koppelung zwischen Oberschenkel- und Unterschenkelimplantat zur Anwendung. Wenn die Seitenbänder noch vorhanden sind aber in ihrer Funktion schon eingeschränkt sind kann man eine teilgekoppelte Knieprothese implantieren. Durch einen breiteren Zapfen des Kunststoffinlays werden die Seitenbänder für eine ausreichende Stabilität des Gelenkes zusätzlich unterstützt. Bei vollständigem Funktionsverlust der Seitenbänder kommen vollgekoppelte Prothesen zum Einsatz. Dabei stabilisiert sich die Prothese durch die Kopplung selber und ist nicht auf die Funktion der Seitenbänder angewiesen.
Operationsablauf bei der Implantation einer Knieprothese
Die Operationszeit beim Einsatz eines künstlichen Kniegelenks beträgt im Normalfall 45 bis 60 Minuten. Der Operationsablauf kann grob in vier Schritte eingeteilt werden:
Schritt 1: Die zerstörten Knorpel- und Knochenoberflächen werden entfernt
Alle Patienten erhalten zum Infektionsschutz eine Antibiotikaprophylaxe. Außerdem bekommt jeder Patient, wenn keine Kontraindikationen vorliegen ein Medikament zur Blutungsverringerung (Tranexamsäure). Nach Einleitung der Narkose (Anästhesie) öffnet der Operateur das Gelenk, die zerstörten Knorpel- und Knochenoberflächen des Kniegelenkes werden entfernt. Ist der Einbau einer Oberfächenprothese geplant, bleiben die Seitenbänder immer erhalten. Der verbleibende Knochen wird mit speziellen Operationsinstrumenten und Sägelehren so bearbeitet, dass die Form des Ober- und Unterschenkelknochens mit der Passform der Prothese übereinstimmt. Gleichzeitig werden Fehlstellungen der Knie- und Beinachse korrigiert.
Schritt 2: Einsetzen einer Probeprothese
Im nächsten Schritt wird zunächst eine Probeprothese eingesetzt. Dadurch überprüft der Operateur den optimalen Sitz und die Größe der endgültigen Endoprothese. Es wird die Stabilität der Seitenbänder, die Korrektur der Beinachse, der Lauf der Kniescheibe und die Beweglichkeit der Prothese getestet.
Schritt 3: Einbau der Knieprothese
Erst jetzt setzt der Operateur die optimal ausgemessene Originalprothese ein. Die Prothese wird nach Säuberung und Spülung der Knochenoberfläche in der Regel mit Knochenzement fixiert. Dieser sorgt für eine hohe Stabilität zwischen Knochen- und Prothesenoberfläche und härtet bereits nach kurzer Zeit aus. Dadurch ist die Prothese sofort belastbar. Bei größeren Knochendefekten oder schlechter Knochenqualität wird die Fixierung durch Stielverlängerungen an den Prothesenteilen oder spezielle Kopplungszapfen zwischen dem Oberschenkel- und Unterschenkelteil der Prothese erhöht. Die Kniescheibe bleibt beim Einbau der Knieprothese erhalten. Nur die Knorpeloberfläche wird je nach Bedarf ersetzt.
Schritt 4: Test und Überprüfung der Knieprothese
Die endgültig einzementierte Knieprothese wird in Ihrer Funktion bezüglich Beweglichkeit, Bandstabilität und Achsausrichtung nochmal geprüft. Anschließend werden Gelenkkapsel und Haut wieder vernäht und ein Kompressionsverband angelegt. Den korrekten Sitz der Prothese überprüft der Operateur noch im Operationssaal durch eine Röntgenaufnahme.
Nachsorge
Voraussetzung für eine gute Beweglichkeit des neuen Kniegelenkes ist eine frühe Bewegungstherapie. Diese sollte schon am ersten Tag nach der Operation einsetzen und durch eine optimale Schmerztherapie ergänzt werden.
Eine Motorschiene sorgt für eine passive, gelenkschonende Mobilisation nach der Operation und ergänzt die postoperativen Bewegungsübungen, welche unsere erfahrenen Physiotherapeuten tägliche mit dem Patienten durchführen. Ziel ist, die Bewegungsfähigkeit und Belastbarkeit des Knies so schnell wie möglich wiederherzustellen. Dabei arbeiten Orthopäden und Bewegungstherapeuten eng mit den Anästhesie-Ärzten zusammen. Lokale Schmerzkatheter und Schmerzmedikamente sind Bestandteil einer optimalen Schmerztherapie und beschleunigen den Rehabilitationsprozess.
Meist kann der Patient schon einen Tag nach der Operation mit Unterstützung eines Physiotherapeuten aufstehen und nach drei Tagen selbstständig mit Gehstützen gehen: Die nächsten vier bis sechs Wochen ist er auf dieses Hilfsmittel angewiesen, da das operierte Kniegelenk in dieser Phase noch geschont werden sollte. Nach etwa sieben Tagen kann der Patient nach Hause zurückkehren oder eine Rehabilitationseinrichtung besuchen.
Die genaue Verweildauer auf der Station hängt von der jeweiligen Wundheilung und der erreichten Beweglichkeit ab. Der gesamte Heilungsprozess kann je nach Operationsverfahren und drei bis 12 Monate oder manchmal auch länger dauern.
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